Diagnose: Visionslosigkeit
Unser politisches Modell wankt. Es versäumt, der Bevölkerung eine Perspektive für ein komplexes und dynamisches 21. Jahrhundert zu präsentieren. Wie wir historische Umbruchphasen bewältigen können und welches Rüstzeug wir dafür brauchen.
Von Albrecht von Müller
Die deutsche Politik weist ein seit vielen Jahren ständig zunehmendes Defizit an Mut und an der Kompetenz zu visionärer Politikgestaltung auf. Gemeint sind damit nicht wolkige „Visionen“, von denen Helmut Schmid zurecht sagte, dass wer von ihnen heimgesucht werde, am besten einen Arzt aufsuchen sollte. Gemeint sind durchdachte, d.h. ebenso belastbare wie eben auch „visionär“ angelegte Antworten auf die großen, strategischen Herausforderungen unserer Epoche.
Visionen in diesem Sinne sind unverzichtbar, wenn es darum geht, die Herausforderungen einer historischen Umbruchsphase zu bewältigen. Nur belastbare Visionen ermöglichen es, heterogene Kräfte und Dynamiken in der erforderlichen Weise zu bündeln und zu fokussieren. Belastbare Visionen sind der Eisbrecher für makroskopische Umgestaltungen.
Zugleich sind sie aber auch nur eine Komponente in einem neuen, derzeit noch nicht praktizierten, aber erforderlich gewordenen Modell politischen Handelns, das im Folgenden in seinen theoretischen Grundlagen wie auch hinsichtlich seiner praktischen Umsetzungsmöglichkeiten kurz skizziert werden soll.
Der Hintergrund
Die modulare Struktur der modernen Wissenschaft und Technik führt zu einer Selbstbeschleunigung des zivilisatorischen Fortschritts. Speziell in Kombination mit den Prozessen der Globalisierung und der Digitalisierung resultiert dies in einem „Tsunami der Veränderungen“ bei gleichzeitiger „Explosion der Komplexität“, wie sie die Welt in der Tat noch nicht gesehen hat. Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft sind Entscheidungsträger dadurch vor qualitativ neuartige Herausforderungen gestellt und Herangehensweisen, die noch bis vor wenigen Jahren einigermaßen erfolgreich waren, erweisen sich als völlig veraltet und zum Scheitern verurteilt.
Die Herausforderung
Sehr verkürzt könnte man das jetzt erforderliche Handlungsmodell als „surfing structural change“ charakterisieren, denn der strukturelle Wandel, ja dessen umbruchartige Zuspitzung, ist zum Normalfall geworden. Herkömmlicherweise reagieren soziale Systeme auf die Zunahme der Komplexität ihrer Umwelt mit funktionaler Ausdifferenzierung. Genau dies aber, die zunehmende Untergliederung der eigenen Organisation, wird jetzt zur tödlichen Falle. Gleichzeitig muss der zunehmenden Komplexität der Umwelt Rechnung getragen werden. Nur dürfen sich die zusätzlich erforderlichen Sachkompetenzen eben nicht mehr in einer weiteren Fragmentierung und Verlangsamung der institutionellen Denk- und Entscheidungsprozesse niederschlagen.
Wenn man bei immer komplexeren Systemen nur auf einzelne Subsysteme schaut und dann dort nach Lösungen sucht, kollabiert der Handlungsspielraum. Hochkomplexe Systeme erfordern integrierte Lösungsansätze, bei denen die Eingriffe in unterschiedliche Subsysteme sich wechselseitig unterstützen – und insgesamt wieder ein funktionsfähiges Ganzes ergeben.
Der neue Lösungsansatz
In der Philosophie unterscheidet man zwischen Verstand und Vernunft. Der Verstand kann dabei als die Fähigkeit aufgefasst werden, zu immer präziseren analytischen Unterscheidungen vorzudringen. Dies ist eine sehr mächtige und nützliche Grundform menschlichen Denkens. Für sich alleine genommen führt dieser Denkmodus jedoch niemals wieder zu einem sinnvollen Bild des Ganzen.
Mit einer schönen Formulierung des Physikers und Philosophen Carl-Friedrich von Weizsäcker kann man Vernunft als die Fähigkeit verstehen, „ein Ganzes als Ganzes“ wahrzunehmen und zu durchdenken. Betrachtet man sowohl unsere heutigen Denkgewohnheiten wie auch das Portfolio unserer Methoden, so ist eine sehr erfreuliche Entwicklung unserer analytisch-ratiomorphen Fähigkeiten festzustellen. Gleichzeitig muss man aber leider so etwas wie einen „Kollaps der Vernunft“ konstatieren.
Viele Akteure handeln gemäß ausgeklügeltster Modelle der Maximierung ihrer kurzfristigen Vorteile – zugleich aber maximal unvernünftig, sogar im Hinblick auf ihre eigenen mittel- und langfristigen Interessen. Wenn Vernunft die Wahrnehmung eines Ganzen als Ganzes, also eine synoptische kognitive Repräsentation erfordert, dann wird sie mit zunehmender Komplexität der Sachverhalte natürlich immer schwieriger. Zugleich ist unser Methodenportfolio hinsichtlich der typischen kognitiven Leistungen von Vernunft bislang nahezu völlig leer gewesen.
Dies hat sich erst durch das neue, an der Schnittstelle von Natur- und Humanwissenschaften angesiedelte Forschungsgebiet „Cognostics“ zu verändern begonnen. Dort geht es darum, in einem hochgradig interdisziplinären Ansatz besser zu verstehen, wie das menschliche Gehirn Komplexität bewältigt, sowie Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, die es dabei wirksam unterstützen können. Ein ganz entscheidendes Thema ist dabei auch die Operationalisierung und Unterstützung des Denkmodus der Vernunft.
Im Lichte der Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten lassen sich sieben Grundkomponenten eines neuen Handlungsparadigmas für den Umgang mit hochkomplexen Systemen und permanentem Strukturwandel identifizieren. Belastbare Visionen sind dabei nur eine dieser sieben methodologischen Innovationen, die unmittelbar zusammenwirken und ineinandergreifen müssen, damit sich insgesamt ein neues Handlungsparadigma ergibt, das die Bewältigung der zentralen Herausforderungen unserer Epoche ermöglicht.
1) Vernunft im Sinne der Wahrnehmung des Ganzen als Ganzes
Rationalität ist nicht das Gleiche wie Vernunft. Vernünftige Einsichten stehen zwar niemals im Gegensatz zu rationalen Erkenntnissen, aber sie gehen weit darüber hinaus. Charakteristisch für Vernunft ist die Wahrnehmung der Gesamtkonstellation. Das Definitionsmerkmal einer Konstellation ist, dass ihre einzelnen Komponenten erst wechselseitig ihre volle Bedeutung entfalten. (Wie z.B. die Symptome eines Patienten, wenn ein guter Arzt sich ein Bild von ihm macht.) Gerade aufgrund dieses „mutual semantic unfolding“ sind vernunftförmige Einsichten nicht formalisierbar und nicht in abstracto antizipierbar. Das Ganze als Ganzes wahrzunehmen erfordert, die gesamte Konstellation auf sich wirken zu lassen, denn nur in dieser Grundhaltung der Achtsamkeit können wir „das leise Zwiegespräch“ der Relata und damit die wechselseitige Entfaltung ihrer Bedeutung wahrnehmen. Voraussetzung dieser achtsamen Wahrnehmung der Gesamtkonstellation ist jedoch eine synoptische kognitive Repräsentation des Gesamtzusammenhanges. Genau diese wird jedoch, wie schon erwähnt, bei zunehmender Komplexität der Sachverhalte, immer schwieriger.
2) Vorrangige Berücksichtigung des lang- und mittelfristigen Zeithorizonts
Nahezu alle Entscheidungsprozesse – egal ob in Wirtschaft oder Politik – sind heute durch eine dramatische Überrepräsentation kurzfristiger und die entsprechende Unterrepräsentation mittel- und langfristiger Interessen geprägt. Während z.B. die chinesische Politik durch ein Denken in Jahrzehnten gekennzeichnet ist, beschränkt sich das Handeln westlicher Politiker oft auf medien- und umfragegetriebenes Herumgehampel.
Demokratien tun sich mit langfristig angelegten politischen Strategien viel schwerer als autoritäre Regime – aber gerade deshalb müssen Demokratien diese Fähigkeit entwickeln, um nicht langfristig ins Hintertreffen zu geraten. In vielen Fällen ist die heutige politische Kultur sogar nicht nur durch Kurzsichtigkeit, sondern sogar durch ein Phänomen gekennzeichnet, das man als „strukturelle Verantwortungslosigkeit“ charakterisieren muss. Der neue Berliner Flughafen sei hier nur als weithin sichtbares Beispiel genannt, das inzwischen sogar das internationale Ansehen der Bundesrepublik in Mitleidenschaft zu ziehen beginnt.
Auch einem Teil der Medien kommt aufgrund ihrer kurzfristigen Sensationsgier hier eine Teilschuld zu – weil sie langfristig durchdachte Politikkonzepte weder einfordern noch, so sie denn einmal ansatzweise entwickelt werden, angemessen zu würdigen wissen. Es geht hier um eine sehr ernstzunehmende Gefährdung unserer Zivilisation. Selbst die Gehirnforschung zeigt, dass die Empathie mit uns selbst in der mittel- und langfristigen Zukunft eine ausgeprägte Schwachstelle der Kognition des heutigen „homo sapiens“ ist.
Indem der wissenschaftlich-technische Fortschritt die Menge der Konsequenzen unseres Handelns – auch in zeitlicher Hinsicht – immer mehr ausweitet, kommen wir um ein Dazulernen und um die Unterstützung unserer angeborenen Fähigkeiten nicht herum. Wir brauchen eine neue Kultur politischen Denkens, in der die einseitige Fokussierung auf den kurzfristigen Zeithorizont als solche erkannt, benannt und systematisch delegitimiert wird.
3) Belastbare Visionen: ‘Ein Bein fest am Boden, eines fest in den Wolken‘
Im unmittelbaren Zusammenhang damit steht die Überwindung des habituellen Visionsdefizits, dass deutsche Politik in den letzten Jahrzehnten zunehmend kennzeichnet. Die Bewältigung großer Transformationen erfordert in komplexen sozialen Systemen, dass viele Menschen mit höchst unterschiedlichen Dispositionen und Interessen sich hinter dieser Aufgabe zusammenfinden. Möglich wird dies durch eine Vision, die über alle Unterschiede hinweg eine Faszination ausübt und so eine gemeinsame Kraftanstrengung ermöglicht.
Genau dieser doppelte Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Menschen einerseits und zwischen dem Status quo und einem erstrebenswerten, aber nur schwer zu erreichenden Ziel andererseits ist das Wesen einer Vision. Um diesen Effekt zu erreichen, darf der Visionär nicht als Traumtänzer wahrgenommen werden. Er muss gleichsam mit einem Bein fest am Boden stehen. Zugleich müssen er oder sie mit dem anderen Bein fest in den Wolken stehen, denn nur dann gelingt es ihnen, auch all die anderen zu einem mutigen Schritt bzw. einer großen Kraftanstrengung zu motivieren.
Die friedliche Transformation Südafrikas durch Nelson Mandela bietet zumindest in ihrer Anfangsphase, als „Madiba“ noch selbst die Geschicke des Landes gestaltete, ein hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Vision in dem hier beschriebenen Sinne.
Belastbare Visionen sind bei weitem jedoch nicht alles, was zur Bewältigung einer großen Transformation erforderlich ist, aber ohne sie kommt der erforderliche, von einer großen Mehrheit mitgetragene Zusammenschluss der Kräfte nicht zustande. Komplementär zu einer vernünftigen Wahrnehmung des Gesamtzusammenhanges und einer belastbaren Vision aber sind herausragende Umsetzungsfähigkeiten erforderlich, die in den nächsten drei Punkten beschrieben werden sollen.
4) Die Suche nach dem archimedischen Gestaltungspunkt eines Problems
Komplexe soziale Systeme sind im Regelfall – zumindest teilweise – selbstorganisierend. Dies bedeutet, dass es interne Dynamiken gibt, die der Selbststeuerung dienen. Will man derartige Systeme umgestalten, so ist es wichtig, diese internen Regelungsdynamiken zu verstehen und soweit möglich zu nutzen. Oftmals ist es jedoch schwierig, sich bis zu diesen archimedischen Gestaltungspunkten „vorzudenken“. Gerade bei komplexen Systemen sind sie häufig tief im Inneren eines Gestrüpps von Strukturen und Dynamiken verborgen. Findet man sie jedoch, so kann man von dort aus oft die Gestalt und das Verhalten des gesamten Systems mit sehr einfachen Maßnahmen einschneidend und nachhaltig verändern. Auch dazu zwei Beispiele zur Veranschaulichung:
Häufig wird die große Instabilität des internationalen Finanzsystems beklagt. Bei einem Übergang zu dem Prinzip der „upside equals downside participation“ wären alle Kapitalanlagen vermittelnden Institutionen per Gesetz dazu gezwungen, dass den Boni im Falle einer positiven Vermögensentwicklung analoge Mali im Falle von Verlusten gegenüberstehen. Die heutige Flut gehebelter Produkte geht auf einen grundlegenden Inzentivierungsfehler durch den Gesetzgeber zurück. Wer an der Upside partizipiert, zugleich jedoch von der Downside entkoppelt ist, profitiert davon, wenn er seine Kunden in stark gehebelte Produkte jagt. Wenn hingegen das neue Prinzip gilt, verdienen auch kapitalvermittelnde Instanzen dann am besten, wenn sie für ihre Kunden wirklich sinnvolle Investitionsmöglichkeiten, z.B. innovative und nachhaltig wachsende Unternehmen, finden.
Ein zweites Beispiel betrifft die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Neugestaltung der Berechnungsgrundlage für die Grundsteuer. Die Kommunen lamentieren, dass dies einen riesigen Verwaltungsaufwand mit sich brächte und in seiner Umsetzung zumindest ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen würde. Das ist völliger Humbug und nur Folge unzureichenden Nachdenkens. Jeder Immobilieneigentümer könnte dazu verpflichtet werden, z.B. alle zwei Jahre den aktuellen Wert seiner Immobilie selbst festzulegen. Automatisch ist mit dieser Festlegung jedoch ein Angebot an die Kommune verbunden, das betreffende Objekt zu dem genannten Preis plus 15% zu kaufen. Bei halbwegs realistischen Bewertungen besteht keinerlei Gefahr, dass die Kommune deutlich über Marktpreisen kauft. Wer aber seine Millionen-Villa für ein paar hunderttausend Euro durchschmuggeln will, läuft ein erhebliches Risiko. Es entsteht also – verfahrensimmanent und völlig verwaltungsfrei – ein sehr wirksamer Anreiz zu normenkonformem Verhalten.
Dies sind nur zwei kleine Beispiele dafür, was mit dem Begriff „archimedischer Gestaltungspunkt“ gemeint ist und wie sehr es sich lohnt, bei der Umgestaltung komplexer sozialer Systeme nach derartigen Punkten zu suchen und dann genau dort mit den eigenen Maßnahmen anzusetzen.
5) Integrierte Politikkonzepte mit Eingriffen in mehrere Einzelbereiche
Bei komplexen Systemen mit stark wechselwirkenden Subsystemen kollabiert, wie schon erwähnt, der Handlungsspielraum, wenn man nur Veränderungen bezogen auf ein einziges Subsystem ins Auge fasst. Erweitert wird der Handlungsspielraum erst dadurch wieder, dass man Eingriffe in unterschiedlichen Subsystemen so aufeinander abstimmt, dass sie sich wechselseitig ergänzen – und somit insgesamt wieder zu einem funktionsfähigen Ganzen führen.
Handwerklich erfordern derartige „integrierte Handlungskonzepte“ jedoch ein grundlegendes Umdenken, weg vom Silo-Denken und hin zu methodologisch wesentlich anspruchsvolleren Gesamtbetrachtungen. Im Rahmen der schon erwähnten neuen Unterstützungsverfahren für komplexes Denken und Entscheidungen ist jedoch auch diese Herausforderung gut zu bewältigen.
6) Dialogisches Gestalten im Wechselspiel von Eingriff und Beobachtung
Gerade bei hochkomplexen Systemen, die sich strukturell laufend verändern, ist klassisches „Steuern“ zunehmend impraktikabel. Ersetzt werden kann und sollte dieser „dirigistische Handlungsmodus“ durch eine neue Herangehensweise, die man als „dialogisches Gestalten“ charakterisieren könnte. Geprägt ist dieser Verhaltenstypus von einem ständigen Wechselspiel von Eingreifen und Beobachten – vergleichbar in etwa mit dem Künstler, der immer wieder einen Schritt von seinem Werk zurücktritt, betrachtet, was sich ergeben hat, und dann wiederum das sich Ergebende weitergestaltet.
7) Neue Formen der Kommunikation von Politik und der demokratischen Partizipation
Ausgehend von der Erforschung komplexen Denkens kann man heute auch sehr anspruchsvolle Gedankengänge Schritt für Schritt unterstützen, sichtbar und aktiv nachdenkbar machen. Zugleich kann man auch die rasch wachsenden und immer facettenreicheren Wissensräume, die unsere Epoche charakterisieren, auf ganz neue Weise sichtbar und vor allem auch anstrengungslos navigierbar machen.
Das von der Parmenides Stiftung entwickelte Modell einer „eAgora“ integriert diese Möglichkeiten in eine neuartige „cognitive workbench“ für die Erarbeitung und Kommunikation langfristig tragfähiger Politikkonzepte. These ist also, dass der hier skizzierte und eingeforderte Paradigmenwechsel politischen Handelns auch grundlegend neue methodologische Herangehensweisen erfordert. Im Zentrum steht dabei die Aufgabe, trotz rapide zunehmender Komplexität, den jeweiligen Gesamtzusammenhang einer Problemstellung wieder sicht- und gestaltbar zu machen. Dank bald zwanzigjähriger Arbeiten im Bereich der Grundlagen- und angewandten Forschung stehen geeignete Verfahren dafür heute jedoch zur Verfügung.
Fazit: Wir brauchen ein neues Paradigma politischen Handelns
Das heutige Modell politischen Handelns ist ressortfokussiert, es berücksichtigt meist nur den kurzfristigen Zeithorizont und es ist oftmals an Minimalkonsensen ausgerichtet. Dieses Modell kommt mit rapide zunehmender Komplexität bei gleichzeitig immer rascherem, heute schon zum Normalzustand gewordenen Strukturwandel nicht zurecht. Die Wähler spüren die Unangemessenheit des heute dominierenden Politikmodells und viele von ihnen wandern deshalb zu gefährlichen Demagogen ab. Wirklich lösen werden wir sowohl die Sachprobleme wie auch die Herausforderung des Populismus erst, wenn wir wieder in der Tiefe durchdachte und faszinierende politische Lösungsansätze anzubieten haben.
Prof. Dr. Albrecht von Müller, geboren 1954 in München, leitet das interdisziplinäre Parmenides Center for the Study of Thinking und unterrichtet Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine fachlichen Interessensschwerpunkte sind das Konzept der Zeit und die Theorie komplexen Denkens. Seit vielen Jahren berät er Regierungen und internationale Einrichtungen.