CIVIS mit Son­de im Titel­in­ter­view mit dem Thüringer Spit­zen­kan­di­da­ten Mike Mohring: über den erfah­re­nen Zuspruch in schwe­rer Zeit, die Volks­par­tei der Influ­en­cer, das Grund­ge­setz aus dem Blick der östlichen Bundesländer, eine Poli­tik mit den Bürgern und europäische Emotionen.

CIVIS: Herr Mohring, Sie haben zuletzt mit viel Mut der Öffentlichkeit von Ihrer Krank­heit berich­tet. Woher haben Sie die­sen Mut gezo­gen? Haben Sie in die­ser schwe­ren Pha­se den Glau­ben wiederentdeckt?

Mohring: Wie­der­ent­de­cken muss­te ich den nicht. Aber ich habe die Din­ge in den letz­ten Wochen und Mona­ten häufiger hin­ter­fragt, auch mich selbst. Nach mei­ner letz­ten Che­mo­the­ra­pie habe ich die letz­ten Zei­len eines Bon­hoef­fer-Gedichts online gestellt: „Von guten Mächten wun­der­bar gebor­gen, erwar­ten wir getrost, was kom­men mag. Gott ist bei uns am Abend und am Mor­gen und ganz gewiss an jedem neu­en Tag.“ Das war für mich ein wich­ti­ger Punkt, den Pro­zess zumin­dest medi­zi­nisch abge­schlos­sen zu haben. Jetzt liegt es in ande­ren Händen, wie der Körper es auf­nimmt. Aber ich ver­las­se mich dar­auf, dass es gut wird. Es gibt Halt, wenn man weiß, dass da noch jemand ist, der immer bei uns ist.

CIVIS: Sie haben davon berich­tet, viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhal­ten zu haben. Was haben Ihnen die Men­schen gesagt? Inwie­fern spiel­te in der Kom­mu­ni­ka­ti­on auch der christ­li­che Glau­be eine Rolle?

Mohring: Vie­le Leu­te haben mir Gebe­te und Zei­len geschickt, die sie in Zei­ten getra­gen haben, in denen sie es schwer hat­ten. Das war teils sehr persönlich, sehr beein­dru­ckend. Genau­so wie es natürlich beein­dru­ckend war, dass mir ganz vie­le ihre eige­nen Schick­sa­le geschil­dert haben und das immer noch tun. Die Men­schen sagen mir, dass ihnen mein Auf­tre­ten Kraft und Mut gibt. Und das wie­der­um gibt mir Kraft, dass so vie­le Leu­te auf mich zukom­men und mich posi­tiv beglei­ten. Ich weiß gar nicht, was gewe­sen wäre, wenn ich nicht so viel Zuspruch erhal­ten hätte.

CIVIS: Gera­de auch in Thüringen hat­te man den Ein­druck, dass Sie fair behan­delt wur­den. Wenn man etwa den ame­ri­ka­ni­schen Wahl­kampf an- schaut, in dem bei gesund­heit­li­chen Pro­ble­men direkt die persönliche Eig­nung hin­ter­fragt wird, war das viel­leicht nicht selbstverständlich. War das beson­ders schön zu sehen?

Mohring: Das war eine erfreu­li­che Erfah­rung. Vie­le Beob­ach­ter haben gesagt, dass es rich­tig war, in die Öffentlichkeit zu tre­ten. Ich habe lan­ge mit mir gerun­gen, ob ich das mache und in wel­cher Form und erst mal abge­war­tet, wie die The­ra­pie verläuft und wie mein Körper das alles ver­kraf­tet. Ich woll­te mich erst ein­mal sam­meln. Nach­dem ich an die Öffentlichkeit gegan­gen bin, hat die­ses hohe Maß an Mit­mensch­lich­keit gehol­fen, auch von den poli­ti­schen Mit­be­wer­bern, die ja aus allen poli­ti­schen Lagern Genesungswünsche geschickt haben. Dass alle so anständig geblie­ben sind, ver­dient Respekt.

CIVIS: Ein Licht­blick im sonst oft wenig zim­per­li­chen poli­ti­schen Betrieb?

Mohring: Ja, vor allem ein völliges Gegen­teil zu dem, was man sonst in den sozia­len Netz­wer­ken erlebt. Auch da habe ich im Verhältnis 1000 zu 1 Zuspruch erlebt, ehr­li­chen Her­zens und mitfühlend. Und vie­le Leu­te, die geschrie­ben haben: „Ich bin mit der Poli­tik der CDU nicht ein­ver­stan­den, aber ich wünsche Ihnen alles Gute, gute Gene­sung.“ Das hätten die Leu­te nicht tun müssen, doch es war ihnen ein beson­de­res Bedürfnis.

CIVIS: Wenn man durch so eine Pha­se geht, was kann man mit dem Lesen von Papie­ren, sei­en es auch klu­ge Posi­ti­ons­pa­pie­re, der Antrags- schwem­me und Gedul­dig­keit des Papiers noch anfan­gen? Wel­che Bedeu­tung mag man dem noch beimessen?

Mohring: Die­sel­be Bedeu­tung wie vor­her. Das gehört zu unse­rem Geschäft dazu. Ich fin­de nur, dass vie­le Pro­zes­se zu lang­at­mig sind. Wenn es weni­ger Eitel­kei­ten gäbe, wäre man­ches ein­fa­cher. Ich habe das umschrie­ben mit dem Satz: Wenn man in Bera­tun­gen geht mit dem Wis­sen, der ande­re könnte auch Recht haben, könnte man sich häufig schnel­ler verständigen.


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Die CDU als Volks­par­tei:
ihre Mit­glie­der als Kommunikatoren

CIVIS: So gese­hen könnte auch der Pro­zess zum neu­en CDU-Grund­satz­pro­gramm die Gefahr ber­gen, länglich zu werden.

Mohring: Das ist aber etwas ganz Ande­res. Die brei­te Betei­li­gung der Mit­glie­der ist posi­tiv. Das habe ich in Thüringen auch so ange­legt, als wir vor zehn Jah­ren unser Grund­satz­pro­gramm geschrie­ben haben. Es ist rich­tig, die Basis ein­zu­be­zie­hen und sich zu fra­gen: Was macht uns eigent­lich aus? War­um sind wir alle in der­sel­ben Par­tei? Die einen aus der Bau­ern­par­tei, die ande­ren aus der CDU der DDR, die ande­ren aus dem Neu­en Forum oder Demo­kra­ti­schen Auf­bruch, die ande­ren ganz neu dazu­ge­kom­men: alle in der­sel­ben CDU. Was ver­bin­det uns? Das kann kein Vor­stand allein beant­wor­ten. Die­se Fra­gen immer wie­der zu erörtern, und sich zu ver­ge­wis­sern, was noch gilt und gege­be­nen­falls nach zu jus­tie­ren, das muss eine Par­tei immer wie­der tun. So gese­hen fin­de ich die­sen Pro­zess rich­tig. Und auch, dass er gera­de jetzt stattfindet.

CIVIS: Sie beto­nen immer wie­der, dass die CDU die Par­tei der Mit­te ist. Haben Sie das Gefühl, sie bewegt sich in eine Rich­tung weg? Kali­briert sich da etwas neu? Mit der neu­en Vorsitzenden?

Mohring: Ich glau­be die Par­tei wird gera­de selbst­be­wuss­ter und stellt sich als Volks­par­tei wie­der brei­ter auf. Sie jus­tiert nach. Das gehört dazu, dass man zwi­schen­durch schaut, ist noch alles rich­tig kali­briert. Das fin­de ich sehr posi­tiv. Ab und zu geht es im poli­ti­schen All­tag unter, was die Par­tei eigent­lich aus­macht. Des­we­gen ist es gera­de in der Regie­rungs­zeit wich­tig, sich selbst zu prüfen.

CIVIS: Jeder von uns beob­ach­tet Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er seit ihrer Wahl. Vie­le sind an irgend­ei­ner Stel­le von ihr überrascht. Was hat Sie am meis­ten überrascht?

Mohring: Überrascht hat sie mich nicht. Wer es schafft, einen sol­chen inner­par­tei­li­chen Wahl­kampf zu gewin­nen, der kann auch die Par­tei führen. Und bei ihr wird häufig übersehen, dass sie schon vie­le Jah­re als Minis­te­rin Führungserfahrung gesam­melt hat, bevor sie selbst Regie­rungs­chefin gewor­den ist. Wenn jemand auf Lan­des­ebe­ne drei Res­sorts führt, dann in die Staats­kanz­lei kommt, dann erfolg­reich Wah­len bestrei­tet und dabei auch noch die Koali­ti­ons­part­ner raus­schmeißt und trotz­dem gewinnt: Dann fin­de ich, da überrascht nichts. Ihr Weg ins Kon­rad-Ade­nau­er-Haus bestätigt eigent­lich nur ihr bis­he­ri­ges Tun. Die­se Tat­sa­chen haben vie­le übersehen, weil der Blick in die klei­nen Landesverbände aus Ber­lin oft oberflächlich ist. Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er tut der Par­tei gut. Der Wech­sel, den Ange­la Mer­kel ein­ge­lei­tet hat, war klug – not­wen­dig und klug. Er war selbst­be­stimmt und auch ein wenig überraschend. Ich bin eigent­lich kein Freund von Dop­pel­spit­zen, aber ich ver­mu­te, dass die­se Dop­pel­spit­ze für die Wahl­pe­ri­ode funk­tio­nie­ren kann. Ein Dau­er­in­stru­ment ist sie den­noch nicht.

CIVIS: Den­noch gibt es im großstädtischen Milieu auch man­ches Rumo­ren. Vie­le Hauptstädter etwa hat­ten sich an Ange­la Mer­kel und ihren Stil gewöhnt. AKK ist nun eine Vor­sit­zen­de, die nach Ansicht man­cher ein Fami­li­en­bild aus den 1950er Jah­ren pro­pa­giert. Damit mische sich die Uni­on plötzlich wie­der in Lebens­mo­del­le ein, was sie jah­re­lang nicht getan hat. Bei einem nicht uner­heb­li­chen Teil der Bevölkerung könnte die Par­tei dadurch auf dem Rückweg sein.

Mohring: Ich sehe überhaupt kei­nen Nach­teil dar­in, dass in der Uni­on Mit­glie­der unter­schied­li­che Fami­li­en­bil­der haben und ver­schie­de­ne Lebens­mo­del­le ver­tre­ten. Nie­mand will die Par­tei auf ein bestimm­tes Bild ver­pflich­ten. Eine Volks­par­tei, die in sehr unter­schied­li­chen Milieus zu Hau­se ist und zu Hau­se sein will, in ländlichen Regio­nen und Großstädten, steht für gro­ße Brei­te und Viel­falt. Ich würde raten, eine gewis­se Gelas­sen­heit an den Tag zu legen, dann kann man damit sehr gut umge­hen. Das trifft sowohl auf den libe­ra­le­ren, aber auch auf den kon­ser­va­ti­ve­ren Teil zu. Wenn AKK Raum gibt für die Debat­te, für Per­so­nen, dann ist das gut. Und ich habe den Ein­druck, das hat sie vor. Ich neh­me zum Bei­spiel posi­tiv wahr, dass sie zu Fried­rich Merz ein gutes Verhältnis gefun­den hat und er das auch bestätigt. Vie­le sehen in Fried­rich Merz jeman­den, der den kon­ser­va­ti­ven Teil durch sein eige­nes Wir­ken glaub­haft repräsentieren kann. Auch an Repräsentanten für libe­ra­le oder christ­lich-sozia­le Posi­tio­nen fehlt es in der Par­tei ja nicht.

CIVIS: Und auf die­sem Wege kann die Stärkung der CDU als Volks­par­tei gelingen?

Mohring: Genau. Wir müssen die­se Viel­falt als Volks­par­tei selbst­be­wuss­ter aus­le­ben. Wir sind die ein­zig ver­blie­be­ne Volks­par­tei, egal wo in Deutsch­land. Von Bay­ern bis in den Nor­den, vom Osten bis in den Wes­ten. Und das ist auch unser gesell­schaft­li­cher Anspruch, die­sen Sta­tus zu repräsentieren, damit wir auch Ver­trau­en gewin­nen. Unse­re Auf­ga­be ist, in einer sozi­al und kul­tu­rell immer vielfältigeren, auch pola­ri­sier­ten Gesell­schaft Brücken zu bau­en und zugleich Leucht­turm zu sein. Denn die Men­schen erwar­ten in stürmischen Zei­ten Ori­en­tie­rung. Dar­an können sich die Men­schen ori­en­tie­ren – und trotz­dem ihren eige­nen Weg gehen.

CIVIS: Ange­nom­men die Stärkung der Uni­on als Volks­par­tei gelingt nicht oder schlägt sich nicht in aus­rei­chen­der Wei­se in den Wahl­er­geb­nis­sen nie­der: Ist zu erwar­ten, dass die Zer­split­te­rung des poli­ti­schen Sys­tems mit­tel­fris­tig dazu führt, dass Koali­tio­nen sich bereits im Vor­feld sor­tie­ren und gemein­sam als Wahl­platt­form antreten?

Mohring: Das will ich nicht aus­schlie­ßen, wenn der Trend zur Zer­split­te­rung anhal­ten würde. Ich glau­be aber eher, dass sich das Par­tei­en­sys­tem wie­der kon­so­li­die­ren wird und nicht alle Par­tei­en, die jetzt auf dem Markt sind, auch in der Zukunft noch da sein wer­den. Ob dem so ist, liegt aber auch an uns.

CIVIS: Was lässt Sie hof­fen, dass sich das wie­der ein­fan­gen lässt?

Mohring: Wir soll­ten uns ein­fach zutrau­en und dar­an arbei­ten, die erfor­der­li­che Bin­dungs­kraft zu ent­wi­ckeln. Nur wenn wir als stärkste poli­ti­sche Kraft dau­er­haft unter 30 Pro­zent notie­ren würden, dann wären wir an so einem Punkt ange­kom­men. Aber das sehe ich nicht.

CIVIS: Sie spre­chen in Inter­views immer mal wie­der von einer media­len Par­al­lel­welt. Die mag eines der Pro­ble­me sein, das wir in den poli­ti­schen Dis­kus­sio­nen haben. Wel­che Stra­te­gie könnte die CDU dazu entwickeln?

Mohring: Die Fra­ge ist doch: Woher neh­men die Leu­te ihre Infor­ma­tio­nen, wie bil­den sie sich ihre Mei­nung? Wir müssen in sozia­len Netz­wer­ken mit­dis­ku­tie­ren und unse­re Argu­men­te ein­brin­gen. Es steht uns als Par­tei nicht zu, in Whats­App-Grup­pen pri­va­ter Freun­des­krei­se auf­zu­tau­chen. Aber unse­re Mit­glie­der können ihre Freun­de in sol­chen Debat­ten infor­mie­ren. Da müssen wir bes­ser wer­den. Und da müssen sich auch unse­re Mit­glie­der mehr anstren­gen, die bis­her auch oft nur Post und Par­tei­zei­tung emp­fan­gen haben. Bes­ser wäre, wenn sie mit die­sen Infor­ma­tio­nen selbst zum Bot­schaf­ter wer­den. Die Abge­ord­ne­ten zual­ler­erst. Aber am Ende jedes Mit­glied. Dafür brau­chen wir eine ganz neue Form der Kom­mu­ni­ka­ti­on in der Par­tei und die haben wir noch nicht gefun­den. Als Volks­par­tei – mit über 400.000 Mit­glie­dern – haben wir die rie­si­ge Chan­ce, unzählige Influ­en­cer zu haben. Das funk­tio­niert aber nur, wenn sich alle selbst so verstehen.

 

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Das Grund­ge­setz und der geleb­te Patriotismus

CIVIS: 70 Jah­re Grund­ge­setz: Wie bli­cken Sie und wie schau­en die Ein­woh­ner Thüringens auf die­ses Datum, auch auf die­se Fei­er­lich­keit? War die Art und Wei­se, also der Bei­tritt des Ostens zum Gel­tungs­be­reich des Grund­ge­set­zes, ein Fehler

Mohring: Ich kom­me ja aus dem Neu­en Forum und wir haben damals als Bürgerrechtsbewegung einen eige­nen Ver­fas­sungs­ent­wurf vor­ge­legt. Natürlich hätten wir uns gewünscht – auch ich ganz persönlich, ich war damals 17–18 Jah­re alt –, dass sich die­ses geein­te Vater­land auch eine neue Ver­fas­sung gibt. Der Weg ist anders gelau­fen. Er ist des­halb nicht falsch und die Debat­te darüber ist eigent­lich müßig. Fest­zu­hal­ten ist, dass die Zeit des Umbruchs 1989/90, als so viel Neu­es pas­siert ist, Demo­kra­tie die Leu­te zu Hun­dert­tau­sen­den, Mil­lio­nen begeis­tert hat und alle mit­ge­stal­ten woll­ten, eine wun­der­ba­re Zeit war. Aber viel­leicht hätte es auch den Weg zur deut­schen Ein­heit überfrachtet, wenn man auch noch eine grund­le­gen­de Ver­fas­sungs­de­bat­te geführt hätte.

CIVIS: Das wäre vor allem viel Text­ar­beit gewesen.

Mohring: Rückblickend kann man das schwer einschätzen. Das Zeit­fens­ter für die Ein­heit war nicht groß. Und viel­leicht waren die Leu­te klug, die ent­schie­den haben, das nicht zu machen, weil sonst das Fens­ter für die Ein­heit zuge­gan­gen wäre. Aber wir – ich kann das aus mei­ner eige­nen Per­spek­ti­ve sagen – wir haben jeden­falls dafür gestrit­ten, für eine neue Verfassung.

CIVIS: Als ich in Jena stu­diert habe, hat­te ich eine Kom­mi­li­to­nin aus Erfurt. Die sag­te immer so halb scherz­haft: „Den Sand­mann habt ihr uns gelas­sen. Das Ampelmännchen habt ihr uns gelas­sen. Aber der Rest kam von Euch.“ Das war so ein Gefühl, oder?

Mohring: Natürlich haben die Ost­deut­schen gera­de in der Zeit des Umbruchs auch einen Teil ihrer Identität ver­lo­ren. Dafür haben sie an Frei­heit gewon­nen, sie haben an Demo­kra­tie gewon­nen. Das wiegt natürlich stärker. Aber das Gefühl, dass vie­les, was ihr Leben bis dahin bestimmt hat, an Gültigkeit ver­lor, das hat vie­le aus der Bahn gewor­fen. Hin­zu kommt, dass das, was ihnen Halt gege­ben hat – ihre Arbeit, wo sie sich wertgeschätzt gefühlt haben – auf ein­mal weg war. Nicht weni­ge haben jah­re­lang, manch­mal Jahr­zehn­te lang kei­ne neue Arbeit gefun­den. Wenn sie irgend­wo zur Bewer­bung ange­tre­ten sind, wur­de alles hin­ter­fragt, was sie vor­zu­wei­sen hat­ten. Sie muss­ten sich per­ma­nent recht­fer­ti­gen. Sie hat­ten zurecht die Wahr­neh­mung, dass das ihre Kol­le­gen im Wes­ten nicht machen muss­ten. Das hat vie­le skep­tisch wer­den las­sen. Die Eupho­rie ist da ein Stück ver­flo­gen. Den­noch ist die Demo­kra­tie­zu­frie­den­heit, der Blick auf die deut­sche Ein­heit, auf das Grund­ge­setz, auf die Frei­hei­ten und Chan­cen, die sich erge­ben haben, für min­des­tens drei Vier­tel der Bürger viel ent­schei­den­der. Die Demo­kra­tie hat fes­te Wur­zeln im Osten.

CIVIS: Es hat jetzt die­se gemein­sa­me Ver­fas­sung nicht gege­ben. Fin­den Sie den­noch, das Grund­ge­setz taugt als Spen­der von Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus, Leit­kul­tur oder Identität?

Mohring: Unbe­dingt, das macht sich doch auch fest an den natio­na­len Sym­bo­len, an Schwarz-Rot- Gold, an einem ent­spann­ten, fröhlichen, gelas­se­nen Patriotismus.

CIVIS: Leben wir den?

Mohring: Unter­schied­lich. Es gibt Pha­sen der Eupho­rie, des Sommermärchens, da war das stärker. Ich fin­de jetzt span­nend und beein­dru­ckend, dass Bundespräsident Stein­mei­er bei sei­ner Rede zu 100 Jah­ren Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung Schwarz-Rot-Gold wie­der so in den Mit­tel­punkt gerückt hat. Ich bin sel­ber ein Freund davon. Ich kann mich an eine Aus­ein­an­der­set­zung mit Bodo Rame­low erin­nern, der sich empört hat, als unse­re Frak­ti­on im Land­tag mit schwarz-rot-gol­de­nen Kra­wat­ten auf­ge­tre­ten ist. Heu­te tut er so, als wäre er der größte Ver­fas­sungs­pa­tri­ot, aber es gab eben auch Zei­ten, in denen er das alles infra­ge gestellt hat. Wie bei jeder Nati­on ist das Selbst­be­wusst­sein, die Fes­ti­gung der Identität durch natio­na­le Sym­bo­le, von gro­ßer Bedeu­tung. In man­chen Pha­sen haben wir das vernachlässigt. Ein ent­spann­ter, gelas­se­ner, posi­ti­ver Patrio­tis­mus erschöpft sich nicht im Grund­ge­setz, er fin­det dort jedoch ein aus­ge­zeich­ne­tes Fun­da­ment. Und übrigens auch in den Lan­des­ver­fas­sun­gen. Vie­len Ost­deut­schen sind die Debat­ten um die Lan­des­ver­fas­sun­gen noch präsent, weil wir uns alle erst nach der fried­li­chen Revo­lu­ti­on neue Ver­fas­sun­gen geben konn­ten. Sie sind damit auch ein Stück moder­ner als das Grund­ge­setz. Und das rela­ti­viert in gewis­ser Wei­se auch die Bedeu­tung der aus­ge­fal­le­nen gesamt­deut­schen Verfassungsgebung.

CIVIS: Fin­den Sie, wir sind zu wenig dank­bar für die gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Erfol­ge, deren Rah­men­be­din­gun­gen der deut­sche Rechts­staat auf Grund­la­ge unse­res Grund­ge­set­zes geschaf­fen hat?

Mohring: Dank­bar­keit ist kei­ne poli­ti­sche Kate­go­rie und Poli­ti­ker soll­ten sie auch nicht erwar­ten. Wir haben einen per­ma­nen­ten Auf­trag. Dazu gehört zum Bei­spiel, das Sicher­heits­ver­spre­chen des Staa­tes zu erfüllen. Vie­le haben das Gefühl, dass der Staat ihnen die­ses Ver­spre­chen nicht mehr uneingeschränkt geben kann. Aber sie erwar­ten zu Recht einen star­ken Staat, der ihnen Frei­heit und Sicher­heit glei­cher­ma­ßen garan­tiert, der die­je­ni­gen, die Sicher­heit für uns garan­tie­ren als Poli­zis­ten, als Rettungseinsatzkräfte, schützt und aner­kennt. Da haben wir in der neu­en Koali­ti­on als CDU/CSU jetzt auch viel getan. Wenn es uns gelingt, Ver­trau­en zurückzugewinnen, dann gibt es im Gegen­zug das Ver­trau­en in die Insti­tu­tio­nen und in die Politik.

CIVIS: Das sind The­men, die Sie immer wie­der anspre­chen, dass das Ver­trau­en in die Insti­tu­tio­nen schwin­det, in den Rechts­staat, in das staat­li­che Gewalt­mo­no­pol. Gleich­zei­tig aber wächst die rea­le Sicher­heit, wenn man sich die Kriminalitätsstatistiken ansieht. Die Fra­ge ist, wo und wie kann die Poli­tik da anset­zen und Ver­trau­en spenden?

Mohring: Es genügt ein spektakuläres Ver­bre­chen, um bei den Leu­ten die Skep­sis zu verstärken und Ver­trau­en schwin­den zu las­sen. Das ist ein Pro­blem. Ein ande­res, dass wir oft zu zögerlich sind. Wir haben für Angrif­fe auf Poli­zei­be­am­te jetzt die Höchststrafe von drei auf fünf Jah­ren Frei­heits­stra­fe erhöht. Aber wir haben nicht die Min­dest­stra­fe erhöht, weil die SPD sich ver­wei­gert hat. Und wahr­ge­nom­men wird ja die Regie­rung als Gan­zes und nicht nur eine ein­zel­ne Par­tei. Wenn die Regie­rung kneift, was soll denn der Bürger, der eh schon skep­tisch ist, davon hal­ten? Des­sen Ver­trau­en schwin­det. Er wird dann plötzlich anfällig für die lau­ten Töne der Popu­lis­ten, die nie Lösungen sind. Das ist die Gefahr. Da sind wir zu langsam.

CIVIS: Gilt das auch beim The­ma Sicher­heits­re­form im Hin­blick auf die Landesverfassungsschutzämter? Ist es nicht sinn­vol­ler, Sicher­heit in die­sem Bereich als natio­na­le Auf­ga­be zu begreifen?

Mohring: Rich­tig ist, der Ver­fas­sungs­feind macht nicht an der Lan­des­gren­ze zwi­schen Hes­sen und Thüringen halt.

CIVIS: Aber der Staat in der Kompetenzabgrenzung.

Mohring: Des­we­gen braucht es eine natio­na­le Stra­te­gie, in die die Arbeit der Landesämter für Ver­fas­sungs­schutz ein­ge­bet­tet wird. Nach­dem der Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Unter­grund, der NSU, auf­ge­flo­gen und ver­hee­ren­de Feh­ler in der Sicher­heits­ar­chi­tek­tur sicht­bar gewor­den sind, ist auch schon viel verändert wor­den. Wir brau­chen eine bun­des­wei­te Koor­di­na­ti­on und Bündelung der Infor­ma­tio­nen. Die Länder gra­ben sich jedoch das Was­ser ab, wenn sie sich quer­stel­len. Wir sehen es nun schon seit Jah­ren bei Rot-Rot-Grün in Thüringen. Die Lin­ke stellt den Ver­fas­sungs­schutz infra­ge. Die Lin­ke belei­digt die Poli­zis­ten mit ihren links­ex­tre­mis­ti­schen Spray­ern mit “ACAB” – “All cops are bas­tards” – und las­sen den Innen­mi­nis­ter und sei­ne Behörde hängen. Der Ver­fas­sungs­schutz wird per­ma­nent infra­ge gestellt. Das alles stärkt nicht das Ver­trau­en in die Insti­tu­tio­nen. Wer sich so verhält, rui­niert den Föderalismus. Auch des­halb muss die Lin­ke her­aus aus der Thüringer Staatskanzlei.

 

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Für eine neue Poli­tik in Thüringen: nicht über die Köpfe der Men­schen hinweg

CIVIS: Jetzt haben wir in die­sem Jahr drei Land­tags­wah­len vor der Brust. Alle vier Jah­re wählen wir den Bun­des­tag, dazwi­schen fin­den ständig diver­se Land­tags­wah­len statt. Bun­desthe­men fun­ken in die Lan­desthe­men rein, und umge­kehrt. Da stellt sich die struk­tu­rel­le Fra­ge, ob man die­se gan­zen Land­tags­wahl­ter­mi­ne nicht mal har­mo­ni­siert – anstatt per­ma­nent die Jagd durch den poli­ti­schen Zir­kus zu betreiben?

Mohring: Das würde schon prak­tisch auf längere Sicht kaum funk­tio­nie­ren, weil zum Bei­spiel Regie­run­gen zurücktreten oder Wahl­pe­ri­oden aus ande­ren Gründen außerplanmäßig zu Ende gehen. Ich glau­be, es tut der Demo­kra­tie auch gut, wenn Poli­tik sich durchgängig und immer wie­der hin­ter­fra­gen las­sen und recht­fer­ti­gen muss. Das mag mühselig sein, anstren­gend sein, aber ich fin­de, das ist doch das bes­te Regu­la­tiv. Denn das Volk kann jeder­zeit in irgend­ei­nem Teil des Lan­des sei­ne Zustim­mung geben oder rote Kar­ten verteilen.

CIVIS: In der gefühlten Wahr­neh­mung sind das der­zeit vie­le roten Karten.

Mohring: Das liegt eben auch dar­an, dass so vie­le Leu­te auf der Suche nach Ori­en­tie­rung sind, vie­le sich zurückgelassen fühlen. Das darf uns nicht erschüttern, son­dern for­dert uns mehr. Aus den Her­aus­for­de­run­gen folgt nicht der Unter­gang der Volks­par­tei. Es braucht doch die­se eine prägende Kraft im poli­ti­schen Sys­tem, die bündeln kann, die Brücken baut, die koalitionsfähig ist. Und es ist zual­ler­erst die Auf­ga­be einer Par­tei in der Mit­te, vor allem in der brei­te­ren bürgerlichen Mit­te, sich die­se Bin­dungs- und Anschlussfähigkeit zu bewah­ren. Die Rand­par­tei­en und Split­ter­par­tei­en und Pro­test­par­tei­en können die­se Bin­dungs­kraft nie erzie­len. Umso größer ist die Her­aus­for­de­rung für uns.

CIVIS: Eine Her­aus­for­de­rung, die durch den per­ma­nen­ten Wahl­kampf noch verschärft wird.

Mohring: Ich habe dafür plädiert, dass die Thüringer mit Sach­sen und Bran­den­burg am 1. Sep­tem­ber zusam­men wählen und es die eine gro­ße Ost­wahl in die­sem Jahr gibt. Das wäre eine Chan­ce gewe­sen, die Pro­ble­me des Ostens in Ber­lin stärker in den Fokus zu rücken, wenn in drei Ländern gleich­zei­tig gewählt würde. Aber das haben Bodo Rame­low und die Lin­ke abge­lehnt und damit die Koali­ti­ons­part­ner Grüne und SPD genau­so. Sie woll­ten einen eige­nen Wahl­ter­min haben.

CIVIS: Die­se Fra­ge wird man Ihnen in den kom­men­den Wochen und Mona­ten wohl noch häufiger stel­len, aber: Wenn Sie Ministerpräsident wer­den, was machen Sie anders als Ramelow?

Mohring: Das kann ich ganz klar sagen. Wir wol­len nicht über die Köpfe der Bürger hin­weg Poli­tik machen, son­dern mit ihnen Poli­tik gestal­ten und sie ein­bin­den – und das ohne die Arro­ganz der Macht, wie wir sie bei Rot-Rot-Grün erle­ben. Wenn das gelingt, kann man in einem Land eine gan­ze Men­ge bewe­gen. Da ist auch Selbst­kri­tik ange­zeigt. Im Ver­hal­ten des Thüringer Linksbündnisses haben wir auch oft unser eige­nes Ver­hal­ten vor 2014 gespie­gelt gese­hen. Ich will den Beweis antre­ten, dass wir in der Oppo­si­ti­on und aus dem Fehl­ver­hal­ten der Links­ko­ali­ti­on gelernt haben. Bei der sind Wort und Tat völlig aus­ein­an­der­ge­fal­len: „Mehr Bürgerbeteiligung“ oder das Peti­ti­ons­recht tra­gen sie immer wie eine Mons­tranz vor sich her, in der Realität haben sie aber so igno­rant wie kei­ne Regie­rung zuvor in Thüringen Bürgerinteressen mit Füßen getre­ten. Ein Bei­spiel: Jüngst gab es im Peti­ti­ons­aus­schuss eine Sit­zung zum Schul­ge­setz. Die Links­ko­ali­ti­on pro­vo­ziert mit die­sem Gesetz, dass klei­ne Schu­len im ländlichen Raum geschlos­sen wer­den. Tau­sen­de Leu­te haben dage­gen eine Peti­ti­on unter­schrie­ben. Dann wer­den die­se Bürger angehört und vom zuständigen Kul­tus­mi­nis­te­ri­um ist nie­mand da. Und auf unse­ren Antrag, der Minis­ter möge sich den Peten­ten erklären, lehnt das Rot-Rot-Grün ein­fach igno­rant ab. Und die­se Art hat sich durch die gan­zen Regie­rungs­jah­re gezogen.


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Ein Man­gel an emo­tio­na­len Ges­ten in Europa

CIVIS: Vor die Land­tags­wah­len hat der Kalen­der die Euro­pa­wahl gesetzt. Wie erklärt man einem Thüringer Euro­pa? Wie kämpft man als CDU-ler, der Lei­den­schaft für Euro­pa in der DNA trägt, bei einem Publi­kum, das europäischen Gedan­ken ver­mut­lich nicht immer auf­ge­schlos­sen gegenübersteht?

Mohring: Indem man beweist, dass Euro­pa not­wen­dig ist. Euro­pa, allen vor­an die Europäische Uni­on, steht am Ende genau­so wie die Volks­par­tei­en unter Recht­fer­ti­gungs­druck. Und irgend­wie fehlt es an der gemein­sa­men Zukunfts­idee. Frie­dens­pro­jekt, Wirt­schafts­uni­on, Währungsunion – das ist alles rich­tig, aber das reicht für die Zukunft nicht als Begründung. Und wie in der Poli­tik üblich: Zukunft lässt sich nicht allein durch den Ver­weis auf die Ver­gan­gen­heit beschrei­ben. Wir reden seit Jah­ren über die Siche­rung der Außen­gren­zen und kom­men nicht aus dem Knick. Es gibt kei­ne Ant­wort dar­auf, wie sich Euro­pa stärker behaup­ten kann gegenüber den USA, Chi­na und Russ­land, wie Euro­pa auch ver­tei­di­gungs­po­li­tisch enger zusammenrücken kann. Frank­reich und Deutsch­land suchen nach einem gemein­sa­men Pro­jekt und tun sich mit der Eini­gung schwer. Auch die Empa­thie zwi­schen den Regie­rungs­chefs hat nach­ge­las­sen. Ein tech­no­kra­ti­sches Gebil­de allei­ne erwärmt kei­ne Her­zen. Es fehlt an emo­tio­na­len Ges­ten in Euro­pa. Die Auf­trit­te Ade­nau­ers und de Gaulles, der Knie­fall Brandts in War­schau, Mit­te­rand und Kohl Hand in Hand vor Soldatengräbern, Kohl mit Gor­bat­schow im Kau­ka­sus. Ich suche ver­geb­lich nach die­sen Bil­dern im letz­ten Jahrzehnt.

CIVIS: Aber da hat die heu­ti­ge Genera­ti­on poli­tisch Ver­ant­wort­li­cher es auch schwer. An vie­le Sym­bol­the­men wur­de schon ein Haken gemacht. Irgend­wann kann man das nicht mehr top­pen. Bei aller Sym­pa­thie für Kohl und Mit­ter­rand: Über man­che poli­ti­schen Fein­ar­bei­ten haben die sich auch kei­ne Gedan­ken gemacht. Und da hat man es heu­te nicht leicht.

Mohring: Die eben genann­ten The­men wer­den zu wenig dis­ku­tiert, statt­des­sen wird öffentlich gleich alles abqua­li­fi­ziert. Macron hält eine Rede, AKK ent­geg­net und dann sagen gleich wie­der alle: Nein, alles falsch.

CIVIS: Weil man dafür viel­leicht auch noch­mal ein neu­es For­mat fin­den muss. Die­ses Vor­ge­hen, Paris hält eine Rede und erwar­tet eine Ant­wort aus Ber­lin, das funk­tio­niert doch nicht.

Mohring: Eine Rede zur Lage der Nati­on wäre ein Instru­ment. Das ist ein For­mat, in dem man die­se gro­ßen Fra­gen behan­deln könnte. Ein­mal im Jahr die gro­ßen Lini­en zeich­nen, länger den­ken und auch Debat­ten auslösen. Das wol­len die Leu­te auch. Das würde Ori­en­tie­rung geben. Bis­her sind wir doch in dem Rhyth­mus drin: Es gibt einen EU-Gip­fel und dann gibt es eine mehr oder min­der beach­te­te Regierungserklärung. Das war‘s. Das ist alles rich­tig, aber ist doch auch eher eine Pflichterfüllung.

CIVIS: Ein Teil der aktu­el­len Regie­rung würde sich wahr­schein­lich schon an dem Wort „Nati­on“ stoßen.

Mohring: Schlimm genug. Das ist eine Fra­ge der Emo­tio­nen, und da sind wir auch wie­der bei Patrio­tis­mus und Identitäten. Wir müssen uns nicht unter­hal­ten, ob Behörden in den Osten ver­legt wer­den, damit Identität, natio­na­ler Zusam­men­halt gestif­tet wird. Es geht um ein Selbst­be­wusst­sein, das sich sei­ner selbst tatsächlich bewusst ist, ein Natio­nal­be­wusst­sein. Dazu haben die Ost­deut­schen aus ihrer beson­de­ren his­to­ri­schen Erfah­rung viel zu sagen. Dazu müssen sie aller­dings dort präsenter sein, wo öffentliches Bewusst­sein, wo Mei­nung geprägt wird: in den Universitäten, in der Publi­zis­tik, in den Ver­wal­tun­gen, in der Jus­tiz in der Bun­des­wehr. Wir brau­chen sicher­lich kei­ne Ost­quo­te, aber eine größere Sensibilität dafür, bei Ein­stel­lun­gen, Beförderungen und Beru­fun­gen. Solan­ge etwa das hal­be Thüringer Kabi­nett am Wochen­en­de aus­pen­delt, weil etli­che Minis­ter und Staatssekretäre nicht aus dem Land kom­men, stimmt etwas nicht. Es geht gar nicht um die Fra­ge Ost-West, West-Ost. Es ist ein­fach nur die Fra­ge: Würde in ande­ren Ländern so ein Zustand hin­ge­nom­men wer­den? In Bay­ern etwa? Ich behaup­te: Das würde nicht passieren.

 

Mike Mohring

ist seit 2008 Vor­sit­zen­der der CDU-Frak­ti­on im Thüringer Land­tag und seit 2014 Lan­des­vor­sit­zen­der der CDU Thüringen. Seit 2010 ist er Mit­glied im Bun­des­vor­stand, seit 2018 auch Mit­glied im Präsidium der CDU Deutsch­lands. Bei der Thüringer Land­tags­wahl am 27. Okto­ber 2019 tritt er als Spit­zen­kan­di­dat der CDU an.

Das Gespräch fand am 24. März 2019 in Ber­lin statt.

 

Inter­view: Chris­ti­ne Hegen­bart & Sebas­ti­an Hass
Redak­tio­nel­le Mit­ar­beit: Chris­ti­na von Busch & Carl-Phil­ipp Sassenrath