Eine Begren­zung von Amts­zei­ten fes­tigt den Erfolg unse­rer Demo­kra­tie von mor­gen! So jeden­falls die The­se der Redak­ti­on von „CIVIS mit Son­de“: Spit­zen­po­si­tio­nen soll­ten zeit­lich beschränkt wer­den. Ein Plä­doy­er für ein demo­kra­ti­sches Prinzip.

Ein Mei­nungs­bei­trag der CIVIS-Redaktion

Um das Gute zu bewah­ren, bedarf es des Wan­dels. Gera­de Demo­kra­tien leben von einer aus­ge­wo­ge­nen Balan­ce zwi­schen Kon­ti­nui­tät und Bestän­dig­keit einer­seits sowie Wan­del und Erneue­rung ande­rer­seits. Ange­sichts neu­er Kon­flikt­li­ni­en in unse­rer Gesell­schaft und drän­gen­der Zukunfts­fra­gen sind wir ange­hal­ten, uns zu fra­gen, ob im poli­ti­schen Sys­tem Deutsch­lands Bestän­dig­keit und Erneue­rung noch opti­mal aus­ta­riert sind. Wir sind der Mei­nung: nein! Und tre­ten dafür ein, die Amts­dau­er von poli­ti­schen Spit­zen­äm­tern zu begren­zen. Dafür spre­chen aus unse­rer Sicht vier Gründe:

Ers­tens: Regel­mä­ßi­ger Wan­del macht das poli­ti­sche Sys­tem für Men­schen durch­läs­si­ger. Amts­in­ha­ber, die nach zwei Legis­la­tu­ren abtre­ten, machen die ers­te Rei­he frei. Von hin­ten rücken Neue nach oder als Quer­ein­stei­ger sogar von der Sei­te. Die CDU hat in den Län­dern Baden-Würt­tem­berg, Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein sol­che Quer­ein­stei­ger aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft, ja, von außer­halb der Par­tei als Minis­ter in die Regie­rung geholt. Mit die­sem Weg fin­den nicht nur neue Gesich­tern den Weg auf die Regie­rungs­bank. Zugleich fin­det die Kom­pe­tenz aus allen Tei­len unse­rer Gesell­schaft, wie auch die Viel­falt ver­schie­de­ner Per­spek­ti­ven ver­stärkt Ein­gang in die Poli­tik. Amts­zeit­be­gren­zun­gen schaf­fen auf Regie­rungs­ebe­ne Raum für einen Aus­tausch von Men­schen und deren Ideen und Perspektiven.

Zwei­tens: Regel­mä­ßi­ger Wan­del för­dert sach­po­li­ti­schen Fort­schritt. Mit einer bes­se­ren Durch­läs­sig­keit des poli­ti­schen Sys­tems stärkt per­so­nel­ler Wan­del den Nähr­bo­den für neue sach­po­li­ti­sche Ideen. Ange­sichts eines sich beschleu­ni­gen­den tech­no­lo­gi­schen wie gesell­schaft­li­chen Wan­dels und drän­gen­den Zukunfts­fra­gen wäre eine sach­po­li­ti­sche Sta­gna­ti­on ein Risi­ko für das Erfolgs­mo­dell Deutsch­land. Durch per­so­nel­le Erneue­rung erhal­ten Par­la­ment und Regie­rung regel­mä­ßig neue Impul­se, um dann ihrer­seits neue Impul­se set­zen zu kön­nen. Per­so­nel­le Erneue­rung allein garan­tiert zwar kei­nen sach­po­li­ti­schen Fort­schritt, beför­dert die­sen aber. In unse­rer dyna­mi­schen Gegen­wart kön­nen Amts­zeit­be­schrän­kun­gen daher einen wich­ti­gen Bei­trag für ein erfolg­rei­ches Deutsch­land von mor­gen leisten.

Drit­tens: Regel­mä­ßi­ger Wan­del unter­streicht, dass die Stim­me zählt. Wir leben in Zei­ten, da in den Augen vie­ler Bür­ger der Impe­ra­tiv des Macht­er­halts den Gestal­tungs­wil­len aus­sticht, Bür­ger poli­ti­schen Eli­ten zuneh­mend miss­trau­en und sich teils ein Gefühl breit gemacht hat, dass die ein­zel­ne Stim­me ohne­hin nichts zählt. Vor die­sem Hin­ter­grund för­dern Amts­zeit­be­gren­zun­gen nicht nur Erneue­rung und Wan­del; sie stär­ken unser poli­ti­sches Sys­tem, macht die Ver­ste­ti­gung per­so­nel­len Wech­sels doch sicht­bar, dass die Stim­me des Wäh­lers unmit­tel­ba­re Fol­gen her­vor­ruft. Zusätz­lich wir­ken sie dem Ein­druck einer geschlos­se­nen Poli­ti­keli­te ent­ge­gen. In die­sem Sinn kön­nen Amts­zeit­be­schrän­kun­gen einen Bei­trag leis­ten, Poli­tik- und Par­tei­ver­dros­sen­heit zu mil­dern, den Par­ti­zi­pa­ti­ons­wil­len des Bür­gers zu stär­ken und damit die Legi­ti­mi­tät unse­res poli­ti­schen Sys­tems zu festigen.

Vier­tens: Regel­mä­ßi­ger Wan­del stärkt die Par­tei­en­de­mo­kra­tie. Spit­zen­po­li­ti­ker sind ein wich­ti­ger Bau­stein in unse­rer reprä­sen­ta­ti­ven Par­tei­en­de­mo­kra­tie. Idea­ler­wei­se regen sie Debat­ten in der Gesell­schaft an oder grei­fen sie auf, set­zen The­men und wir­ken mit ihren Visio­nen ideen­ge­bend in die Minis­te­ri­al­bü­ro­kra­tie hin­ein. Spit­zen­po­li­ti­ker kön­nen so maß­geb­lich Erneue­run­gen vor­an­trei­ben. Sowohl inter­na­tio­nal wie auch hier­zu­lan­de erwächst aber ein poli­ti­scher Per­so­nen­kult, bei dem Inhal­te und Wer­te­ori­en­tie­rung ver­blas­sen und die Stel­lung von Par­tei­en im poli­ti­schen Sys­tem zuneh­mend aus­ge­höhlt wird. Amts­zeit­be­schrän­kun­gen leis­ten einen Bei­trag das Ver­hält­nis von Par­tei und Spit­zen­po­li­ti­ker bes­ser aus­zu­ta­rie­ren; Par­tei­pro­fi­le wür­den gestärkt.

Die Erkennt­nis des Bedarfs von sowie die Fähig­keit zum Wan­del sind ent­schei­den­de Stär­ken demo­kra­ti­scher Regie­rungs­sys­te­me und eine Vor­aus­set­zung für ihren lang­fris­ti­gen Erfolg. Amts­zeit­be­gren­zun­gen leis­ten einen Bei­trag für den nach­hal­ti­gen Erfolg unse­res poli­ti­schen Systems.