Die Antwort auf Corona kann nicht nationale Armut sein
Die Maßnahmen der deutschen Politik in der aktuellen Corona-Krise sieht der Unternehmer Jörg Lindner kritisch. Die Regierung gebe ihre Macht an Experten ohne demokratische Legitimation ab, die Wirksamkeit der Maßnahmen sei ungeklärt. Damit werde Europas Wirtschaft über kurz oder lang in Schutt und Asche gelegt.
Die Regierung hat ihre Maßnahmen gegen das Coronavirus in den vergangenen Wochen immer weiter verschärft – und anscheinend finden 95 Prozent der Bürger das gut. Ich gehöre zu den anderen fünf Prozent. Ich sage das nicht aus Leichtsinn. Ich bin 61 Jahre alt und wurde vor knapp zwei Wochen positiv auf SARS-CoV‑2 getestet. Mein bester Freund kämpft auf einer Kölner Intensivstation um sein Leben.
Trotzdem: Ich halte es nicht für demokratisch legitimiert, von Experten regiert zu werden. Zu jeder Aussage eines Horrorszenarien verbreitenden Experten gibt es mittlerweile genau gegensätzliche Aussagen, die sich ebenso kompetent anhören. Es ist für den Laien sehr schwierig, sich ein differenziertes Bild zu machen. In Schweden, Japan und Südkorea werden zum Beispiel andere Wege gegangen, vielleicht haben die andere Experten. Auf jeden Fall haben sie eine Politik, die verantwortungsvoller agiert.
Die Zwangsmaßnahmen müssen spätestens nach Ostern enden
Was ich allerdings beurteilen kann: Europas Wirtschaft liegt in Trümmern. Meine Brüder und ich führen in zweiter Generation ein Familienunternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern, dessen Geschäftsmodell in seinem 62. Jahr von besagten Experten und den ihnen hörigen Politikern in Schutt und Asche gelegt wurde. In Deutschland zahlt kaum noch jemand seine Rechnungen, sicher nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Mangel an Einnahmen. Die „Hilfsmaßnahmen“ erreichen den Mittelstand nicht. Ein KfW-Kredit ist mit nicht erfüllbaren Formalien verbunden, die „Bazooka“ ist lächerlich, weil sie nicht geladen werden kann. Und warum soll ich mich jetzt verschulden? Wofür? Wer heute einer Bank seinen Geschäftsplan vorlegen soll, kann die wesentliche Komponente nicht abschätzen. Die Zeit. Niemand kann planen, wenn er nicht weiß, wann er sein Geschäft wieder aufnehmen kann.
Die Zwangsmaßnahmen müssen spätestens nach Ostern beendet werden. Die Antwort auf Corona kann nicht Massenarbeitslosigkeit und nationale Armut sein. Am 30. März stand in der „Rheinischen Post“, dass in Düsseldorf im Moment rund fünf Prozent der Intensivbetten belegt sind. Das scheint repräsentativ für die derzeitige Lage in Deutschland zu sein. Wenn Betten fehlen, soll die Politik bitte ihrer Verantwortung gerecht werden, für eine ausreichende Ausstattung zu sorgen. Es kann sicher nicht an einem zu geringen Steueraufkommen liegen. Aus meiner Sicht stehen wir vor einem beispiellosen Staatsversagen und ich bin gespannt, ob und wie das einmal aufgearbeitet werden wird.
Wie viel Arbeitslosigkeit verträgt die deutsche Demokratie?
In Spanien horten die Leute Wein, in Frankreich Kondome und in Deutschland Klopapier. Der Amerikaner kauft von seinem „Helikoptergeld“ Waffen und Munition. In den USA sind gerade dreieinhalb Millionen Menschen arbeitslos geworden. Wie lange wird man dort wohl die Wirtschaft am Boden halten können? Wie viel Arbeitslosigkeit erträgt die deutsche Demokratie?
Mir ist klar, dass ein Menschenleben keiner materiellen Bewertung unterliegen darf. Trotzdem ist das derzeitige Vorgehen der Regierenden nicht die richtige Lösung, der angerichtete Schaden übertrifft den erreichten Nutzen. Das derzeitige Handlungskonzept muss individualisiert und unser Gesundheitssystem bedarfsgerecht ausgebaut werden. Jetzt sofort.
Jörg Lindner
ist Diplomkaufmann und ausgebildeter Berufspilot. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Lindner Unternehmensgruppe und der älteste von fünf Söhnen des Unternehmensgründers und Architekten Otto Lindner, die das Familienunternehmen gemeinsam führen. Lindner verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in den Bereichen Projektentwicklung, Finanzierung und Management von Wohn‑, Büro‑, Einzelhandels- und Hotelimmobilien. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder.
Foto: Leere im Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Von Steven Lüdtke.
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